HeLa

HeLa - oder die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks

von Nicola Bortolotti & Lorenzo Fontana
Deutsch von Roberta Cortese
szenische Lesung von und mit Roberta Cortese & Bernhardt Jammernegg

HeLa ist das Akronym für eine Zelllinie, die für die Erforschung von Krebs und vielen anderen Krankheiten von entscheidender Bedeutung ist. Doch diese vier Buchstaben stehen auch für eine außergewöhnliche Geschichte und vor allem für einen leibhaftigen Menschen.

Die Geschichte

Baltimore, 1951. Die junge Afroamerikanerin Henrietta Lacks steht kurz vor dem Krebstod, und die Ärzte entnehmen ihr ohne ihre Zustimmung eine Gewebeprobe. Bald darauf stellen sie ein in der Geschichte der Medizin noch nie dagewesenes Phänomen fest: Die Krebszellen wachsen außerhalb des Körpers weiter, Henrietta ist "unsterblich".

Die unglaubliche Entdeckung und die milliardenschwere Industrie, die sich aus dem Handel mit ihren Zellen entwickelt, bleiben der Lacks Familie unbekannt: Erst Jahre später erfährt diese von der ganzen Sache und erzielt schlussendlich im August 2023 eine Vergleichsvereinbarung mit ThermoFisher Scientific, einem 217 Milliarden Dollar schweren Biotech-Unternehmen, das in den letzten 70 Jahren von der Verwendung der "HeLa"-Zellen profitiert hat.

Die szenischen Lesung

Schon die Geschichte von Henrietta Lacks für sich genommen ist eine fesselnde (daraus wurde auch ein Film mit Oprah gemacht), das Stück geht jedoch noch einen Schritt weiter: Es verwebt die Vergangenheit einer afroamerikanischen Familie, die in der Rassentrennung der 1950er Jahre lebt, mit wissenschaftlicher Forschung und medizinischer Ethik. Es wirft aktuelle Fragen über Leben und Tod auf: Wer entsorgt das biologische Material, aus dem wir gemacht sind? Wer hütet die Erinnerung an das, was wir gewesen sind?

Cortese und Jammernegg gehen wie in einer Doku-Fiktion vor und ermitteln die Geschichte, sowohl aus menschlicher als auch aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht. Auf und um ihren Arbeitstisch haben sie all das Material gesammelt, das für ihre Ermittlung notwendig ist: Laptops, Flipchart, Notizen, Bilder, Dokumente, Daten und Aufzeichnungen. Jetzt teilen sie die Ergebnisse ihrer Recherche mit dem Publikum und schlüpfen dabei in verschiedene Rollen. Sie stellen Fragmente der Vergangenheit nach, teilen ärztliche Meinungen mit, konfrontieren sich mit der Geschichte sogar aufgrund von Ereignissen aus ihrer eigenen Biografie und erläutern somit die Bedeutung der HeLa-Zellen für unsere Gegenwart.

 

Das Stück HeLa ovvero L’immortalità di Henrietta Lacks ist seit 2021 auf den italienischen Bühnen zu sehen, mit den Autoren selbst in einer Produktion von Invisibile Kollettivo.
Erste Satyrikon-Lesung auf Deutsch: 25.09.23 für die Reihe Salotto Fünfhaus.

DE