Odysseiai, f.pl.

#research #womenempowerment
Eine Recherche über ein 'feminin Plural' von Autorinnen, die die Odyssee neu erzählen.
Eine Wiederentdeckung der weiblichen Figuren des Epos aus feministischer Perspektive.

Dieses Projekt von Roberta Cortese stammt aus einer Art Konfliktbeziehung mit dem homerischen Epos. Denn mit all der Liebe für Schönheit der Sprache, erfinderische Kraft und archetypische Tiefe altgriechischer Mythen, ist es heutzutage schwierig, einen patriarchalischen Sichtpunkt zu dulden, der nicht nur die Charakterisierung der Frauenfiguren in Homers Werk bestimmt hat, sondern die Rezeption derselben weiterhin verfälscht.

Diese Arbeit widmet sich den Werken zeitgenössischer Autorinnen und Künstlerinnen, die sich mit der frauenfeindlichen Sicht des homerischen Epos auseinandergesetzt haben: es ergeben sich weitere Odysseen – feminin plural. Wenn es wahr ist, dass die Odyssee aus einer Ansammlung von älteren Erzählungen über die Abenteuer von Seeleuten entstanden ist, so will man hier eine neue Sammlung schaffen. Und angenommen, das Weben war in Homers Zeitalter (und später noch) die einzige Möglichkeit für Frauen, Erzählungen zumindest durch Bilder zu hinterlassen, so soll das Weben Leitbild und Metapher des Schreibens sein. All die weiblichen Hauptfiguren derOdissea werden am Webstuhl portraitiert, aus Textilien werden hier Texte.

Gleichzeitig möchte man die Oralität des homerischen Modells, d.h. die Praxis des Erzählens in metrisch/musikalischer Form in einem Menschenkreis, als inklusive Form der Erfahrung von Dichtung wiederbeleben. Dichtung kann und soll als soziales Ereignis erlebt werden (anstatt alleine beim Lesen, jede*r in seinem Nest) und kann auf diese Art einen kleinen Beitrag zum Heilungsprozess von diesen Zeiten der gezwungenen Isolation leisten.

 

Die einzelnen Projekte

Bild von Roberta Cortese. Mit einem besonderen Dank an ihre Theatergefährtinnen, mit denen sie nun am Webstuhl posiert. Von links nach rechts: Sophia Leu als Nausikaa, Franca Penone als Circe, Roberta Cortese als Penelope, Simona Nasi als Kalypso, Elena Russo Arman als Helena.

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