Don in Paradiso – La Serial Killer

von George Tabori

aus dem Triptychon Die Massenmörderin und ihre Freunde – Italienische Übersetzung von Roberta Cortese
szenische Lesung mit und von Roberta Cortese und Simona Nasi
Live-Musik von Angelo Conto
Kleid “Kalì” von Loredana Gelli
mit Unterstützung des Österreichisch-Italienischen Kulturzentrums in Genua und des Österreichischen Kulturforums in Mailand
und von A.C.T.I. Teatri Indipendenti Torino

UA 25.05.2011 S.Pietro in Vincoli Torino

Aus dem Drehbuchautor von Alfred Hitchcocks Ich beichte und dem Autor von Die Kannibalen und Mein Kampf: zwei Einakter, zwei Reflexionen über die Lächerlichkeit des Todes und seiner unendlichen Variationen.

Video Trailer

 

Don in paradiso. - Ein Venedig, das zur Kloake verkommen ist: Ein gealterter Don Giovanni, halb blind und halb taub, diktiert einem jungen Flittchen seinen Nachruf, korrigiert Unwahrheiten und offenbart die melancholische Realität seiner tragikomischen Eroberungen.

La serial killer. - Stunde X für den elektrischen Stuhl: eine mehrfache Mörderin mit der Aussicht auf Strafmilderung, sofern es ihr gelingt, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, "dass sie jeweils mit den besten Absichten gehandelt hat". Wie in den Strophen einer Ballade beginnt die Serienmörderin ihre Erzählung, assistiert von der Henkerin, die sich mit ihr und für sie an ihre Untaten erinnert.

Tabori versteht es, Zynismus und Poesie mit einer oft musikalischen Sprache zu verbinden, in der die traumhaften Eröffnungen für die Figuren fast zur Erlösung werden, wobei dadurch eine "traurige" und "karge" Katharsis entsteht. Deshalb wurde beschlossen, die szenischen Mittel auf ein Minimum zu reduzieren, um das Nackte und Wesentliche der Texten, in denen das Wort Meister ist, wiederzugeben: auf der Bühne ein Rollstuhl, eine Stehlampe, eine Neon-Deckenleuchte für das Rampenlicht.

Dabei wurden zwei Wege beschritten. Zum einen die Recherche des Videomaterials mit indirektem Bezug zu Taboris Arbeit als Drehbuchautor, zum anderen die musikalische Recherche, die auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen Ergebnissen umgesetzt wurde, die aber alle durch eine bewusste Treue zur Geschichte verbunden sind. Das Ziel: die Atmosphäre eines alten Stummfilms mit Live-Musik, dessen Figuren aus der Leinwand herauskommen und dem Publikum ihre Geschichte erzählen.

Videos schaffen Atmosphäre. Aber sie führen uns auch zurück in die Zeit, in die Anfänge der Filmgeschichte, als das Vergehen der Einzelbilder den Filmen in ihrer Ungewissheit noch etwas Spektrales, "Sterbliches" verlieh. Eine Rückkehr in den von Don John ersehnten Mutterleib (hinter dem die Bilder eines Muybridge-Chronophotographen fließen) und eine Art Exkurs für die Massenmörderin: eine Folge von Sequenzen parallel zu den vermeintlichen Verbrechen, immer weniger Verbrechen und immer mehr Notwendigkeiten. Fragmente von Lumière, Buñuel, Man Ray: Die Sequenzen enden mit der modernen und nostalgischen Animation von Teruhiko FUJII, die uns übrigens als die am wenigsten didaktische Form erschien, um auf das Thema der Shoah zu verweisen, das in allen Produktionen von Tabori und hier in der letzten Szene der Massenmörderin präsent ist.

Die Musik folgt und unterstreicht die Geschichte. Don John wird mit zwei Vorgängern in Verbindung gebracht: Mozarts (von Mozart ist allerdings das Requiem) und Fellinis, daher die Musik von Nino Rota. Der Monolog wird zum Melolog, und Mozart und Rota tragen zur Überhöhung des Zynismus und zur Verspottung der Perfektion bei. Bei der Massenmörderin ist die Musik live, dank des Jazzpianisten Angelo Conto. Oft improvisiert, mit gesungenen Parts, kitschigen Umarbeitungen, die ans Groteske und Lächerliche grenzen, folgt die Musik hier einem Weg der "Auflösung", der "Verdünnung", und ist eine wesentliche Stütze für einen Text mit kabarettistischen Zügen, der daher scheinbar komisch und "einfach" ist, aber nachdenklich und melancholisch endet, fast wie die Abschrift eines traurigen Clowntraums.

Pressestimmen

Theatralische Momente als Vorwand für eine tiefgründige Reflexion über den Tod. Geschichten, die von einem subtilen melancholischen Hintergrund durchdrungen sind, in dem man die Prekarität einer Existenz spürt, die nicht mehr in den Händen des Einzelnen liegt: Das Paar Cortese - Nasi, begleitet vom musikalischen Kommentar von Angelo Conto, ist auf der Bühne mit dem Wort des Autors gut aufgehoben. [Roberto Canavesi auf www.teatroteatro.it]

Simona Nasi und Roberta Cortese bestätigen sich als zwei gute Schauspielerinnen, in einer linearen Aufführung, die das Wort aufwertet. Einzige Unterstützung ist das E-Piano von Angelo Conto, das einen punktuellen Kontrapunkt zu den Geschichten setzt. [Stefania Arcudi auf www.klpteatro.it]

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